Samstag, 22. September 2012

Gebetsaufruf

Nein, dass ist hier keine Panikmache, aber ich war erschrocken als ich eben hier erfahren habe, dass der von mir hochgeschätzte Walter Kardinal Brandmüller wegen Herzproblemen in ein Krankenhaus eingeliefert worden ist, er ist ja immerhin auch nicht mehr der Jüngste.

Gebe Gott, dass der gute Kardinal bald wieder aus dem Krankenhaus entlassen werden kann, dafür möge bitte jeder beten der diesen Beitrag gelesen hat.

Für mich ist der Kardinal einer der katholischen Würdenträger, dessen Aussagen immer eine feste Einwurzelung im katholischen Glauben aufzeigen, und der damit das im deutschen Sprachraum rar gewordene, authentisch katholische, überzeugend in Wort und Schrift verkörpert. Ich nutze jetzt die Gelegenheit um auf ein Buch von ihm hinzuweisen, das ich für sehr lesenswert halte: "Licht und Schatten - Kirchengeschichte zwischen Glaube, Fakten und Legenden." Es handelt sich hierbei um eine Sammlung unterschiedlicher Texte, die irgendwann schon einmal erschienen sind. Besonders lesenswert, mit aktuellen Bezug, sind die Texte "Fieberanfälle des deutschen Katholizismus" und "Der ultramontanen Sippe keck die Stirne bieten".

Donnerstag, 13. September 2012

Eine kleine Geschichte

Eine Exfreundin von mir wurde Schwanger und ich habe mich sehr für sie gefreut, denn ich wußte, dass sie sich immer Kinder gewünscht hat. Ich erinnere mich noch gut daran, wie sie vor einigen Jahren, als wir noch zusammen waren, einmal plötzlich zu mir sagte: "Am liebsten wäre es mir, wenn ich Schwanger werden würde, denn das würde vieles für mich vereinfachen". Sie hatte wohl kein rechtes Ziel in ihrem Leben und dachte, dass ein Kind für den nötigen "Sinnschub" sorgen würde, es würde die etwas orientierungslose Kompassnadel "einnorden". Ein Auftrag, eine Mission. Über diesen unvermittelten Ausdruck großer Offenheit war ich damals leicht entsetzt, weil ich mir dachte, dass eine Familiengründung vielleicht besser erst dann in Angriff genommen werden sollte, wenn man fest im Leben steht, schließlich soll das Kind ja nicht Mittel zum Zweck sein. Ich war aber auch überrascht und gerührt gleichermaßen, denn mir war klar, dass aus ihr nicht einfach nur Zweckdenken sprach. Wie gesagt, später, als wir uns aus den Augen verloren hatten, ging ihr Wunsch in Erfüllung, noch dazu während ihres Studiums in einer anderen Stadt. Ich erfuhr davon erst aus zweiter Hand von einem Freund, der mit ihr telefoniert hatte, und ich muss gestehen, dass mich diese Nachricht etwas aus der Bahn geworfen hat. Gleichzeitig mit dieser Nachricht erfuhr ich auch, dass während einer Ultraschalluntersuchung "Unregelmäßigkeiten" festgestellt wurden, die sich aber vielleicht noch auswachsen würden. Einen Monat später meldete sie sich bei mir telefonisch und erzählte, dass ihr jetzt 5 Monate altes Ungeborenes unter einer überaus seltenen und tödlichen Fehlbildung leide und wohl in den nächsten zwei bis drei Wochen sterben würde. Was sagt man in so einer Situation? Am besten wohl nichts, einfach zuhören, obschon auch das nicht immer leicht ist. Da wir in einem freundschaftlichen Verhältnis verblieben waren, und uns von früher her eben gut kannten, konnten wir sehr offen miteinander sein. Sie war in Tränen aufgelöst und erzählte mir, dass sie mit ihrer Absicht, dass Kind nicht abzutreiben auf zum Teil massives Unverständnis in ihrem Freundes – und Bekanntenkreis gestoßen war. Die Argumentationsweise war immer gleich: Wenn das Kind ohnehin sterben wird, dann mach ein Ende damit, wozu es noch unnötig hinauszögern, wozu die Quälerei? Ihre Argumentation war denn auch immer dieselbe: Es hat ein Herz das noch schlägt, und es hat schon soviel bewirkt, bei so vielen Menschen, ich habe kein Recht dazu, dieses Leben vor seiner natürlichen Zeit zu beenden, es soll in seiner vertrauten Umgebung sterben und nicht durch einen medizinischen Eingriff. Sie erzählte mir von den Vorbereitungen die sie getroffen hatte, und den Sachen die sie gekauft hatte, als noch die Hoffnung bestand, das Kind könnte lebend auf die Welt kommen.
Es machte mich traurig zu hören, wie erleichtert sie darüber war, endlich mit jemanden sprechen zu können, der sie einfach verstehen konnte, dem gegenüber sie sich nicht rechtfertigen musste.
Schließlich sprach ich ihr Mut zu und bestärkte sie in ihrer Entscheidung, die für mich sofort natürlich und richtig war, so dass ich mich fragen musste, wie man in so einer Angelegenheit derart unterschiedlicher Auffassung sein kann. Sie berichtete auch von den Schwierigkeiten die sie hatte, für ihr Kind eine angemessene Beisetzungmöglichkeit zu finden, da es offenbar ein Gesetz gibt, das Beerdigungen von Totgeburten erst ab einem bestimmten Gewicht erlaubt. Tja, zwei Wochen später erhielt ich eine SMS von ihr die da lautete: „Heute Nacht um halb vier ist meine kleine Tochter Jula zur Welt gekommen. Sie wiegt nur 510 g und ist 27 cm klein – ein ganz zartes Geschöpf. Sie wurde heute gesegnet und ich habe das Ave Maria für sie gebetet. Obwohl ich sie gleich wieder hergeben muss bin ich glücklich dass es sie gibt“. Meine ehemalige Freundin hat meinen Übertritt in die katholische Kirche nie ganz nachvollziehen können, sie wurde (wie ich) nicht religiös erzogen, war auch nicht getauft, aber als spirituell hochbegabter Mensch hat sie das Ave Maria immer hochgeschätzt. Was soll ich sagen, ich war ungeheuer stolz auf sie und bewundere ihre Fähigkeit, intuitiv die richtigen Entscheidungen zu treffen. Diese kleine Geschichte ist sehr traurig, aber auf einer anderen Ebene hat sie auch ein gutes Ende gefunden. Ich wünsche allen schwangeren Frauen, die verwirrt, verängstigt und verzweifelt sind, und deren Probleme nicht kleingeredet werden dürfen, dass sie Menschen finden, die sich ihrer annehmen, die sie darin bestärken, die Wege des Lebens nicht zu unterbrechen, und Hilfe bieten.

Mittwoch, 12. September 2012

"Ein Glaube kann dem Nullpunkt zustreben, ohne dass ein Zweifel ihn anflöge. Sich höhlend, sich veräußerlichend, allmählich vom Leben zum Formalismus übergehend, kann er auch härten und den Anschein prächtiger Stärke gewinnen. Die Rinde ist erstarrt, der Stamm innen faul."
( Henri de Lubac, Glaubensparadoxe) 

Im Grunde eine schreckliche Vorstellung, dass der Glaube im Menschen langsam abstirbt ohne das es einem bewusst wird. Kann es wirklich sein, dass das Wasser lebendigen Glaubens unbemerkt austrocknet, oder zu bloßer Formelhaftigkeit gefriert? Wie lange vermag ein Mensch eine solche Illusion lebendigen Glaubens aufrecht zu erhalten, eher er dessen gewahr wird?
Ist es zum Beispiel möglich, dass man - durchaus gut gemeint - seinen Glauben im Engagement für eine gute Sache allmählich verliert, weil man bei zu viel Weltzugewandheit den inneren Bezug zu Gott selbst verliert, das man sich in der Welt "verirrt"?
Ich glaube es war Thomas von Aquin der sagte, dass die Gnade die Natur vorraussetzt. So kann man also folgern, dass es unserer Verantwortung obliegt, uns für diese Gnade offenzuhalten. Und was ist Glaube anderes als eine Gnade, ein Geschenk?
Es ist wohl kein Zufall, dass Mäßigung und Klugheit zu den christlichen Kardinaltugenden gehören, geht es doch immer auch darum, unsere Motivationen regelmäßig auf den Prüfstand zu stellen und klug abzuwägen, wieviel Zeit wir den verschiedenen Aufgaben  unseres Leben einräumen wollen.

Ich glaube, dass der Autor indirekt auf die Wichtigkeit des innigen Betens hinweist, und darauf, dass christliches Leben immer ausbalanciert werden muss zwischen geistlichem Bemühen um eine Beziehung zu Christus einerseits, und einem Wirken im Weltlichen, dass seine Kraft aus dem geistlichen Leben bezieht. Mir ist dieser Text eine Mahnung, nicht das ich durch ein übertrieben starkes, weltliches, Engagement aufgefallen wäre, aber die Gefahr, dass der Glaube allmählich versandet durch zuviel Rationalisierung und zuwenig Gebetspraxix, ist mir nicht fern.




Donnerstag, 6. September 2012

Gedanken zum Aufruf

Heute ist er also veröffentlicht worden, der Aufruf  "Ökumene jetzt - ein Gott, ein Glaube, eine Kirche". Was das assoziative Denken bei so einem Titel für uns parat hält, möchte ich hier nicht weiter ausführen, aber "Ökumene jetzt" hätte es sicher auch getan. Natürlich kann man darüber streiten, inwieweit ein solcher Aufruf von verdienten Bundesbürgern beider Konfessionen ein hilfreicher Beitrag zur Ökumene ist, aber immerhin, der Text war deutlich kürzer als das unselige Theologenmemorandum, durch das ich mich regelrecht durchquälen musste, im übrigen sind solche "Aufbruchstexte" vor größeren religiösen Ereignissen wie der Lutherdekade anlässlich des 500 jährigen Jahrestages der Reformation wohl zu erwarten gewesen. Zu viel Ungeduld. Um es gleich vorweg zu sagen: Ich teile die gute Absicht dieser Leute und denke nicht, dass bei den Verfassern soetwas wie Berechnung im Spiel ist. Ihr Anliegen ist absolut legitim, schließlich ist die Einheit der Christenheit ein Herzensanliegen aller Christen - oder sollte es jedenfalls sein. Lediglich die Antwort auf die entscheidene Frage, ob das Gemeinsame nicht schwerer wiegt als das Trennende, kann ich nicht teilen.
Ich bin froh, dass es noch so viele Christen gibt, denen die Einheit ein echtes Anliegen ist, daher sehe ich solche Aufrufe weniger kritisch als viele andere in der Blogozese. Aber ich empfinde an dieser Stelle auch die tiefe Tragik des Christentums in Deutschland und anderswo, die darin besteht, dass der christliche Glaube immer weiter verdunstet, weil große Teile unserer Gesellschaft von einer tiefen Gotteskrise erfasst wurden. Wer weiß, vielleicht erledigen sich solche Probleme wie die Kirchenspaltung irgendwann von selbst, wenn die Zahl Derer, die sich zum christlichen Glauben bekennen so gering geworden ist, dass die Kirche keine relevante gesellschaftliche Größe mehr darstellt. Das Problem, dass die Tragik ausmacht liegt darin, dass die heutige Gotteskrise und die Reformation nicht beziehungslos nebeneinander stehen. Es gibt einen inneren Zusammenhang.
Meiner Ansicht nach muss man vom Fach sein um die genauen Unterschiede zu kennen, die die katholische und evangelische Sicht auf Glaube und Kirche ausmachen. Ich besitze diese Kenntnisse (noch) nicht im vollen Umfang, und das Buch Symbolik von Johann Adam Möhler ist mir leider in Frakturschrift zugesandt worden...

Die hier in dem Aufruf unterstellte Einheit scheint mir eher auf Gefühlen, Wunschdenken und überkonfessionellen, zwischenmenschlichen Beziehungen zu basieren, und nicht auf Wahrhaftigkeit. Ich habe manchmal den Eindruck, dass es vielen einfach egal ist, ob und wenn, welche theologischen Differenzen noch zu klären sind. Für Viele scheint das theoretisches Geschwafel weltfremder und blutleerer Theologen zu sein, die sich von alten Vorstellungen nicht lösen können, frei nach dem, was Goethe in seinem Faust I geschrieben hat: Grau, teurer Freund, ist alle Theorie und Grün des Lebens goldner Baum." Man macht die Einheit einfach und fertig. So wie heute in vielen Kirchen auch die Liturgie gemacht wird. Die Reformation war ein Unglück, und die Trennung hat Wunden verursacht, die bis heute noch schmerzen. Können solche Aufbruchstexte etwas zur Heilung dieser Wunden beitragen? Die mir bekannten Unterschiede in der Kirchen und Sakramentenlehre sind  meiner Meinung nach gravierend, jedenfalls so erheblich, dass ich nicht so recht verstehe, wie man hier eine Einheit unterstellen kann. Aus meiner Zeit in der Christengemeinschaft kenne ich noch die Rede von der unsichtbaren Kirche, die sich automatisch in allen christlichen Gemeinschaften finden lässt, so dass es auch egal ist, welche Auffassung vom Abendmahl vorherrschend ist, denn Christus sei ja immer realpräsent. Ich halte eine so behauptete innere Einheit der christlichen Bekenntnisse für konstruiert und spekulativ, jedenfalls fand ich sie schon früher nicht sehr überzeugend. Folgender Satz aus dem Aufruf geht im Prinzip in die gleiche Richtung: Wir wollen nicht Versöhnung bei Fortbestehen der Trennung, sondern gelebte Einheit im Bewusstsein historisch gewachsener Vielfalt. Dieser Satz klingt großartig nicht wahr? Er klingt so offen und weit, er spricht von gelebter Nächstenliebe, die mit offenen Armen den Nächsten empfängt, auch wenn er irgendwie anders ist. Wer wollte da widersprechen? Ich. Das Problem ist meiner Meinung nach, dass historisch gewachsene Vielfalt ein Euphemismus ist für die unterschiedlichen Auffassungen beider Bekenntnisse, und somit auch für das Trennende. Ich bin dankbar für das Gemeinsame, dass beide, Katholiken und Protestanten miteinander verbindet, aber ich weigere mich die Unterschiede zu ignorieren.
Wir brauchen keine "kalte Fusion" beider Kirchen. Wir brauchen auch keinen deutschen Sonderweg, der letztlich auf eine deutsche Nationalkirche hinausliefe. Wir brauchen einen echten, aufrichtigen und dünkelfreien Dialog nach dem Prinzip Wahrheit in Liebe. Das Christentum ist wie ein zerbrochener Spiegel, der sich bis zum heutigen Tag immer weiter aufsplittert. Wer kann diesen Spiegel wieder heil machen? Wer vergangene Irrtümer und Fehler ungeschehen machen, wer eine neue Einheit stiften? Im Grunde kennen wir doch alle die Antwort, und sie lautet nicht - wir.

Samstag, 1. September 2012

Gender Mainstreaming

Auf dem Blog Klosterneuburger Marginalien hat Alipius einen Link zu dieser Seite gesetzt. Dort findet sich dieses zwar sehr lange, aber sehenswerte Video, das sich mit der These der Genderideologen auseinandersetzt, wonach Geschlechteridentität ein rein soziales Konstrukt sei, und mit dem biologischen Geschlecht nullkommanichts zu tun habe. Ein bekannter Norwegischer Komiker namens Harald Eia hat sich in diesem Video auf dem Weg gemacht um der Gendertheorie auf den Zahn zu fühlen. Über das was sein Film in Norwegen ausgelöst hat, kann man nur staunen... Absolut empfehlenswert! Hier wird erklärt, was der gesunde Menschenverstand immer schon gewusst hat: Es gibt Unterschiede zwischen Männern und Frauen, zwischen männlich und weiblich. Die Gendertheorie ist nur der Versuch, die Wirklichkeit durch die ideologische Brille zu betrachten, damit man nicht mehr das sieht was ist, sondern das was man sehen möchte.